Abstract zum Vortrag von Dr. Angelika Weigel & Dr. Paul Hüsing

Die Übermittlung von animierten und personalisierten

Erklärungsmodellen für anhaltende Körperbeschwerden –

Erfahrungen aus der HERMES-Studie und Ausblick auf das IDRIS-Projekt

Störungsübergreifende ätiologische Modelle anhaltender Körperbeschwerden postulieren eine biopsychosoziale Genese der Symptomchronifizierung. Dennoch erhalten Betroffene häufig keine oder eine zu späte Behandlung, was unter Anderem daran liegt, dass Behandler:innen und ihre Patient:innen keine gemeinsamen Modelle zur Entstehung und Aufrechterhaltung anhaltender Körperbeschwerden finden. Patienten- und behandlergerechte Erklärungsmodelle sind daher ein relevanter Ansatzpunkt zur Verbesserung der Frühbehandlung anhaltender Körperbeschwerden.

In der HERMES-Studie wurden ätiologische Modelle anhaltender Körperbeschwerden in eine für Patient:innen verständliche und für Behandler:innen anwendbare Sprache übersetzt und ihr Potential zur Beeinflussung der psychischen und körperlichen Symptombelastung experimentell überprüft. Zudem wurde der Effekt einer zusätzlichen Individualisierung des Erklärungsmodells und der Wirkmechanismus zwischen Erklärungsmodell und psychischer sowie körperlicher Symptombelastung durch Berücksichtigung der eingeschätzten Nützlichkeit und der Änderung psychologischer Einflussvariablen untersucht. Die Intervention fand in Form eines Animationsvideos, welches den Patient:innen auf Tablets gezeigt wurde, statt.

In der sich anschließenden onlinebasierten IDRIS-Studie sollen Patientin:innen mit Rückenschmerzen in der Frühphase (< 12 Wochen) ihrer Beschwerden zu biopsychosozialen Risikofaktoren hinsichtlich einer möglichen Chronifizierung befragt werden. Neben einem explorativen Vergleich der Ausprägung der Risikofaktoren in den Gruppen von Patient:innen mit und ohne chronifizierten Rückenbeschwerden erhält ein zufällig ausgewählter Teil der Studienteilnehmer:innen das Angebot, personalisierte und visualisierte psychoedukative Inhalte zu Ihren Beschwerden gezeigt zu bekommen – erneut in videobasierter Form. Die Intervention wird auf Grundlage der zu T0 erhobenen individuellen Daten erstellt. Wir nehmen wir an, dass durch die patientenorientierte Vermittlung eines personalisierten Störungsmodells das Selbstwirksamkeitserleben der Betroffenen gesteigert und in der Folge eine Chronifizierung der Rückenschmerzen verhindert werden kann.

Weiterführende Literatur:

Löwe B, Levenson J, Depping M, Hüsing P, Kohlmann S, Lehmann L, Shedden-Mora M, Toussaint A, Uhlenbusch N, Weigel A. Somatic Symptom Disorder: A Scoping Review on the Empirical Evidence of a New Diagnosis. Psychological Medicine

Weigel A, Maehder K, Witt M, Löwe B. Psychotherapists’ perspective on the treatment of patients with somatic symptom disorders. Journal of Psychosomatic Research. 2020 138:110228. doi: 10.1016/j.jpsychores.2020.110228

Hüsing P, Löwe B, Frostholm L, Olde Hartmann T, Weigel A. Helpful explanatory models for somatoform symptoms (HERMES): Study protocol of a randomized mixed-methods pilot trial. BMJ Open 2021 24;11(3):e044244. doi: 10.1136/bmjopen-2020-044244

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